Literaturkreis 2023

mit Birgit Elke Schumacher

donnerstags, von 9.30 Uhr bis 11 Uhr, im Oldenburger Kunstverein

ab 14. September 2023, 8 Termine

Künstliche Menschen,
Künstliche Freunde

Lektüre:
Timo Feldhaus: Mary Shelleys Zimmer und
Kazuo Ishiguro: Klara und die Sonne

Literatur, die in die Zukunft schaut, und die Welt von morgen beschreibt, kann das auf zwei Arten. Die eine Art ist Science-Fiction, die sich mit technischem oder wissenschaftlichem Fortschritt beschäftigt. Gerade diese Literatur wird zur Zeit von der Gegenwart fast überholt. Und naiver Fortschrittsglaube ist spätestens seit der Katastrophe von Tschernobyl kein Thema mehr. Die Veränderungen in der Gesellschaft, im Miteinander, die auf uns zukommen, finden sich bei der zweiten Art von Romanen, die in der Zukunft angesiedelt sind. Der Literaturnobelpreisträger Ishiguro lässt eine Geschichte aus der Zukunft aus der Sicht einer KI erzählen. Ishiguro, wie in fast allen seinen Romanen, wählt die Perspektive einer Figur, die nicht alles wissen kann. So kann sich eine KI keine Gedanken über ethische Fragen machen.

Timo Feldhaus: Mary Shelleys Zimmer. Als 1816 ein Vulkan die Welt verdunkelte. Timo Feldhaus liefert uns einen unterhaltsamen, sorgfältig recherchierten Roman, der in das Jahr 1816 führt, mit der ersten bekannten Klimakatastrophe. Über den Ausbruch des Tambora in Indonesien und seine weltweiten Auswirkungen. Viel Geschichte um die englische Romantik, die Kommune von Byron, Shelley, Mary Godwin und ihre Halbschwester Claire am Genfer See, Goethe als Naturwissenschaftler, den Turnvater Jahn und die roten Sonnenuntergänge von C. D. Friedrich. Mary Shelley ist die Autorin, die als erste die Erschaffung eines künstlichen Menschen beschrieb. Sie ist die Tochter von Mary Wollstonecraft, Denkerin und Frauenrechtlerin und dem Sozialphilosophen William Godwin. Sie hat das Nachdenken über eine zukünftige Gesellschaft sozusagen von ihren Eltern geerbt. Und sie ist viel mehr als nur die Autorin des Frankenstein. Auch dieser wäre neu zu entdecken, jenseits aller Verfilmungen. Gerade herausgekommen ist der Band: Was wurde aus den Geistern? Texte der Frankenstein-Autorin.

Kazuo Ishiguro: Klara und die Sonne, erschien 2021. Klara ist ein KF (künstlicher Freund), ein Androide, der einem Einzelkind Gesellschaft leisten soll. Was macht das Menschsein aus? Ein neues und ganz altes Thema, das Ishiguro in diesem Roman aufgreift.
Kazuo Ishiguro, Jahrgang 1954, ist ein britischer Schriftsteller japanischer Herkunft. Er erhielt 2017 den Nobelpreisträger für Literatur. Bekannt ist er für seinen Roman Was vom Tage übrigblieb (1989).

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ab Donnerstag, den 14. September 2023, 8 Termine, 80 Euro

(14.9., 21.9., 28.9., 5.10., 12.10., 19.10., 26.10., 2.11.23)

Anmeldung per Telefon 0441 600 10 55 oder unter birgit.schumacher@ewetel.net