Zeitgenössische Chinesische Fotografie

Auf Grund der in unserer globalisierten Welt stark gestiegenen wirtschaftlichen und politischen Bedeutung Chinas ist Zeitgenossenschaft auch in Oldenburg ohne China nicht mehr denkbar. Das klingt gut, sagt aber wenig. Bis auf Meldungen aus Wirtschaft und Politik, bestenfalls ergänzt um eine organisierte Gruppenreise nach den in Europa bekannten historischen und kommerziellen Anziehungspunkten, wissen wir in Oldenburg nichts über China. Auch der Begriff der Zeitgenossenschaft ist nicht sonderlich konkret.
Die Grundidee der  Ausstellung ist es, den Blick für das Zeitgenössische durch die Präsentation aktueller chinesischer Fotokunst zu erweitern und zu schärfen.
Die große Tradition Chinas; die in Deutschland nicht mehr gekannte ungeheure Dynamik nicht nur der Wirtschaft Chinas, sondern der gesamten gesellschaftlichen Entwicklung; die Spannungen im Verhältnis des Einzelnen zum Kollektiv und ihre Behandlung im politischen Prozeß; – diese wenigen Stichworte zeigen Bedingungen auf, die das künstlerische Schaffen der gesamten „modernen Kunst“, die fast immer von einem Verständnis der Zeitgenossenschaft ausging, in ihren Bann zogen und prägten. Das Medium der Fotografie scheint uns besonders geeignet, diese Herausforderungen der Gegenwart an die chinesische Kunst zum Ausdruck zu bringen.
Die Ausstellung vereint Werke von sieben Künstlern aus der Volksrepublik China. Sie zeigt eine große Bandbreite eigenständiger und sehr persönlicher Reaktionen auf die Veränderungen, die Chinas wirtschaftliches, gesellschaftliches und kulturelles Leben in mehreren Wellen erfaßt haben.
Seit Mitte der neunziger Jahre setzen sich Fotografie und Video unter den experimentell arbeitenden chinesischen Künstlern zunehmend als bevorzugte Medien durch. Die in der Ausstellung gezeigten Werke sind beispielhaft in ihrer Kraft und Radikalität aber auch in ihrer ungewöhnlich großen Dichte historischer und kultureller Bezüge.
Viele chinesische Künstler arbeiten heute in riesigen Formaten – auch das ein Spiegel des Selbstvertrauens und der hohen Ansprüche, die den Wandel in ihrem Land beschleunigt haben.
Die Auswahl der Künstler und Arbeiten beruhen aus drei Themenbereichen: Historische Traditionen, die bis heute das Bewußtsein prägen; Symbole des Wandels und Identitätskonflikte in einer Gesellschaft, die einen radikalen Wandel erlebt.
Es werden Werke von Wang Qingsong, Dinu Li, Zhao Liang, Yang Fudong, Liu Ding, Ma Liuming und Ai Weiwei gezeigt.